Zeitreise
Landtag gestern und heute

Das Maximilianeum, Sitz des Bayerischen Landtags, wurde im Auftrag von König Maximilian II. in den Jahren 1857 bis 1867 erbaut. Der Repräsentationsbau am Isarhochufer beherbergte seinerzeit die von Maximilian gegründete Studienstiftung, eine königliche Pagenschule, eine der Öffentlichkeit zugängliche Gemäldegalerie und das damals höchstgelegene Café Münchens. Als der Landtag nach dem Zweiten Weltkrieg als Mieter ins Maximilianeum einzog, wurde das stark renovierungsbedürftige Gebäude nach und nach für den parlamentarischen Betrieb umgebaut. Neben den Büros für die Abgeordneten sowie die Beschäftigten des Landtagsamts und der Fraktionen brauchte es vor allem Räumlichkeiten für Sitzungen.



Was hat sich über die Jahrzehnte verändert? Wie lässt sich ein altehrwürdiges Gebäude für moderne Zwecke umrüsten? Und wie zeigt sich das 21. Jahrhundert inklusive Digitalisierung im Parlamentsbetrieb?

Der Plenarsaal, 1946 bis 1948 aus dem ehemaligen südlichen Galeriesaal entstanden, wirkte trotz seiner Größe eher beengend – was sicher auch am dunklen Holzmobiliar, wenig Tageslichteinfall und mangelnder Frischluft lag. In den Jahren 2004 und 2005 wurde er zu einem modernen Sitzungssaal umgebaut. Heute präsentiert sich der Plenarsaal mit hellem, modularem Mobiliar für flexible Sitzordnungen, einem modernen zugfreiem Belüftungskonzept, verbesserter Raumakustik und optimaler Tageslichtnutzung durch eine große Glasdecke mit darüberliegender Dachverglasung. Auch die technische Ausstattung geht mit der Zeit: Die Sitzplätze der Abgeordneten sind multimedial eingebunden, große Monitore ermöglichen Bildeinspielungen aller Art und modernes Equipment sorgt für Livestreaming im Internet.

Auch im parlamentarischen Ablauf hat sich einiges getan: Bei namentlichen Abstimmungen mussten die Plenarsitzungen bisher einige Minuten unterbrochen werden, damit die Abgeordneten ihre Namenskärtchen eigenhändig in dafür vorgesehene Urnen einwerfen konnten. Die Auszählungen fanden ebenfalls händisch statt. Seit diesem Herbst gibt es elektronische Abstimmgeräte und eine Voting Software. So gehen Abstimmung und Erfassung sekundenschnell vonstatten. Kleines Tool, große Wirkung!

Digitalministerin Judith Gerlach
Digitalministerin Judith Gerlach mit einem Gerät zur digitalen Abstimmung.
@CSU-Fraktion

In der Verfassung des Königreichs Bayern von 1818 wurde eine Volksvertretung festgeschrieben. Die zweite Kammer der Ständeversammlung – ab 1848 als Landtag bezeichnet – bestand aus gewählten Abgeordneten. Die Beschlüsse der einzelnen Sitzungsperioden des Landtags, die sogenannten Landtags-Abschiede, wurden in Papierform in dieser Lade aufbewahrt, die als Original von 1819 im Maximilianeum gegenüber dem Büro der Landtagspräsidentin zu bewundern ist.



Im 20. Jahrhundert wurden viele Unterlagen in Papierform abgelegt und so entstanden riesige Aktenberge mit enormem Raumbedarf. Nach und nach wurden und werden diese Bestände digitalisiert und online zugänglich gemacht, mittlerweile nahezu tagesaktuell. Auf der Website des Landtags findet sich eine umfangreiche Dokumentensammlung mit Anträgen, Gesetzentwürfen und Beschlüssen seit 1946. Dies ermöglicht allen Interessierten einen Einblick in den parlamentarischen Prozess und die Arbeit der Abgeordneten. Zusätzlich gibt es ein Videoarchiv der Parlamentssitzungen seit Dezember 2005, eine thematische Mediathek und Informationen zum Landtagsarchiv. Übrigens: Die Lade ist heute leer, alle Unterlagen aus der Zeit zwischen 1819 und 1933 wurden vom Landtag an das Bayerische Hauptstaatsarchiv abgegeben.

Lade der Landtags-Abschiede von 1819
Lade der Landtags-Abschiede von 1819
@Bildarchiv Bayerischer Landtag
Bildquelle Header: Bildarchiv Bayerischer Landtag