Die Corona Krise hält die Welt seit Anfang des Jahrs in Atem. Beginnend mit China ist die Pandemie über Italien nach Europa gekommen und hat sich schließlich über Österreich auch in Deutschland ausgebreitet. Um die Ausweitung der Pandemie einzudämmen und vor allen um die Kapazitäten des deutschen Gesundheitssystems nicht zu sprengen, wurde in einer beispiellosen Aktion der deutschen Nachkriegsgeschichte das gesellschaftliche Leben in Deutschland heruntergefahren. Kontaktverbote wurden ausgesprochen, soziale Kontakte eingedämmt, das öffentliche Leben auf ein Minimum reduziert. Dies alles wurde durch eine große Zustimmung der Bevölkerung akzeptiert und begleitet. Überhaupt erscheint das Verhalten der deutschen Gesellschaft der Lichtblick in der Corona-Krise zu sein.
Die Corona Krise alleine wird schon bewirken, dass sich die Menschen nach der Krise wieder mehr auf die wichtigen Dinge des Lebens konzentrieren werden. In diesem Sinne hatte diese Krise eine heilsame Wirkung. Wir können als Gesellschaft wieder unterscheiden, was wichtig ist und was nur nebensächlich. Das Leben nach der Krise wird ein ganz anderes sein, bedächtiger, besonnener, mehr Wertschätzung für die kleinen Dinge. Doch die Krise hat uns auch als Gesellschaft wachsen lassen. Niemals zuvor hat man so viel soziales Engagement, so viel Unterstützung, so viel Hilfsangebote, ja sogar so einen großen Zusammenhalt erlebt wie in Zeiten der Corona Krise in Deutschland. Vielerorts sind gemeinnützige Initiativen aus dem Boden gestampft worden, um mit Kreativität und Engagement die Auswirkungen der Corona Krise einzudämmen. Diese Initiativen werden noch lange als Leuchttürme für gesellschaftlichen Zusammenhalt, soziales Engagement und ehrenamtliche Bürgerbeteiligung nachhallen.
Eine der größten und bemerkenswertesten Initiativen wurde in der Gemeinde Spiegelau im Landkreis Freyung-Grafenau im Bayerischen Wald ins Leben gerufen. Das Maskenprogramm für Mund-Nasen-Masken in der Bayerwaldgemeinde sucht seines gleichen. Für alle Einwohner der Gemeinde wurden durch ehrenamtliche Näherinnen und Verteiler kostenlose Mund-Nasen-Masken genäht und verteilt, so dass nach etwa vierwöchiger Arbeit rechtzeitig vor der Mundschutzpflicht im ÖPNV und im Einzelhandel alle Bürgerinnen und Bürger für die herausfordernde Situation gerüstet waren. Damit ist der kleinen Gemeinde durch die Initiative des 1. Bürgermeisters Karlheinz Roth und einiger Unterstützer sowie der Mitwirkung von rund 100 ehrenamtlichen Helfern in nur einem Monat gelungen, eine komplette gemeinnützige Firma aufzubauen und etwa 5.100 Masken für die systemrelevanten Berufstätigen sowie die allgemeine Bevölkerung zu nähen - eine beispiellose Leistung.
Die Idee dazu entstand Ende März bei einem Telefonat zwischen Bürgermeister Karlheinz Roth und Tanja Friedl, die für die Firma „Waidlerstoffe“ bereits Mund-Nasen-Masken nähte. Eigentlich drehte sich das Telefonat darum, ob die Gemeinde einige Masken benötigen würde. Frau Friedl wäre bereit, diese zu nähen. Am Ende des Telefonats haben die beiden aber beschlossen, Masken für die alle Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Spiegelau zu nähen. Zu diesem Zeitpunkt ein gewaltiges Unterfangen.
Schnell wurde klar, dass für diese Aktion zusätzliche Näherinnen benötigt wurden sowie auch eine Logistik für den Einkauf der Stoffe, für die Koordination sowie auch für die Verteilung an die Bürgerinnen und Bürger. 1. Bürgermeister Karlheinz Roth hat daraufhin einen öffentlichen Aufruf gestartet – mit gigantischem Erfolg. 64 Näherinnen haben sich gemeldet. Mit den Helfern für die Logistik, die ebenfalls innerhalb kürzester Zeit auf die Beine gestellt wurden, sind in der ehrenamtlichen Firma, bei der jeder freiwillig und entgeltlos arbeitet und bei der kein Euro Umsatz erwirtschaftet wird, rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ehrenamtlicher Beschäftigung aktiv. Einziger Kostenpunkt sind die Stoffe. Diese Kosten werden von der Spiegelauer Dr. Ludwig-und-Johanna-Stockbauer-Stiftung übernommen. Alles andere, die Näharbeiten, die Koordination sowie die Verteilung werden unter der Leitung von Gemeinderat Thomas Büchler in ehrenamtlicher Arbeit gestemmt. Lediglich die Verpackung wird zum Teil von der Gemeindeverwaltung übernommen, die auch ihren Teil zu der gesellschaftlichen Glanzleistung beitragen wollte. Die Aktion ist eine absolut beachtliche Leistung und ein Musterbeispiel an sozialem Engagement und bürgerschaftlichem Zusammenhalt.
In etwa vier Wochen, von Ende März bis Ende April, haben die Spiegelauer eine ehrenamtliche Firma mit 100 Helfern aufgezogen, haben 5.100 Mundschutzmasken gefertigt und diese nach den Beschäftigten in den systemrelevanten Berufen an alle Spiegelauer Bürgerinnen und Bürger verteilt, rechtzeitig bevor die offizielle Mundschutzpflicht im ÖPNV und im Einzelhandel startete.
Das Feedback auf die Aktion war grandios. Täglich gingen zahlreiche positive Rückmeldungen und Nachrichten ein, die die Initiative loben. Die gesamte Bevölkerung ist begeistert. Zusammenhalt in der Gemeinde und die Bereitschaft, sich aktiv am Gemeindeleben zu beteiligen, sind enorm gewachsen. Für die Spiegelauer bleibt nach der Corona Krise vor allem die Erkenntnis, dass man gemeinsam selbst hochgesteckte Ziele erreichen kann. Dieses Musterbeispiel für gesellschaftlichen Zusammenalt und soziales Engagement schreit geradezu danach, auch noch von höhere Stelle ausgezeichnet zu werden.