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Ehrenamt
Per Klick zum Ehrenamt
Lesezeit: 4 Minuten

In Bayern sind über 40 Prozent der über 14-Jährigen ehrenamtlich aktiv und es gibt über 90.000 Vereine. Das Angebot ist riesig. Doch wie finde ich das Ehrenamt, das zu mir passt?





Mit der Suche nach dem passenden Ehrenamt haben sich die beiden Münchner Ludwig Petersen (22) und Paul Bäumler (23) beschäftigt. Sie haben die App letsact entwickelt, um Menschen einen schnellen und einfachen Zugang zu freiwillig-sozialen Projekten zu ermöglichen. Der Vorteil: Die Angebote sind lokal gefiltert, sodass sich jeder genau mit dem ehrenamtlichen Projekt vor Ort vernetzen kann, das auf ihn zugeschnitten ist. 

Im August 2018 startete die App. Die Mission: „Die Hürden zum Engagement in Deutschland nachhaltig abbauen und etwas frischen, digitalen Schwung ins Ehrenamt bringen“, so die beiden Gründer. Als „Tinder fürs Ehrenamt“ machte sie sich schnell einen Namen und entwickelte sich binnen kürzester Zeit zur größten Volunteering-App in Deutschland.

Ludwig Petersen und Paul Bäumler
Ludwig Petersen (22) und Paul Bäumler (23) haben 2018 die Ehrenamts-App letsact gegründet. Ihr Ziel: Gemeinsam die Welt ein Stückchen besser machen.
@CSU-Fraktion

Eine App - Viel Ehrenamt

 

Und so funktioniert die App: Über 1.500 Nonprofit-Organisationen in ganz Deutschland veröffentlichen einzelne Projekte oder auch längerfristige Aufgaben, für die sie Unterstützung brauchen. Die Angebote kann sich jeder User nach Standort, Kategorie und Frequenz (einmalig oder regelmäßig) filtern lassen. Per Klick trägt man sich in ein Projekt direkt zum Mitmachen ein oder tritt erstmal in Kontakt mit der zuständigen Organisation. Auch kann man sich mit anderen Freiwilligen über die App per Chat-Funktion austauschen. Wenn man mal keine Zeit hat und trotzdem Gutes tun möchte, gibt es auch die Möglichkeit, für Projekte zu spenden. So kommen Nonprofits und Volunteers zusammen.

Leon Herrig (21) ist seit 2020 dabei und einer von mehr als 100.000 Usern der App. „Ich wollte neben meinem Vollzeitjob irgendetwas Gemeinnütziges machen, habe aber nach längerer Internetrecherche einfach nichts Passendes gefunden. Nichts in meiner Nähe und nichts, was mich direkt angesprochen hat“, erzählt er. Nach der Anmeldung bei letsact ging es ganz schnell, ein passendes Ehrenamtsprojekt im Raum München zu finden. „Der kinderkram-Laden hatte bei letsact eine Anzeige geschaltet und darauf habe ich mich beworben.“ Das Second-Hand-Geschäft ist ein Projekt des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF). Dort kann man günstig Kleidung für Kinder von 0 bis 6 Jahren kaufen sowie Spielzeug, Kinderbücher und vieles mehr aus zweiter Hand, das von Privatpersonen und Unternehmen gespendet wird. Der Erlös kommt sozialen Projekten des SkF zugute.

Leon Herrig
Leon Herrig (21) hat über die App letsact ein „Perfect Match“ gelandet: Im kinderkram-Laden vom Sozialdienst katholischer Frauen hilft er neben seinem Vollzeitjob jeden Donnerstag zwei Stunden ehrenamtlich aus. Der Erlös kommt sozialen Projekten zugute.
@letsact

Nach erfolgreicher Bewerbung hilft Leon seit September 2020 jeden Donnerstag zwei Stunden im Laden ehrenamtlich aus: „Jeden Donnerstag, wenn ich in den Laden gehe und sehe, wie viel Geld am Ende rausgekommen ist, das dann zum Beispiel Mutter-Kind-Einrichtungen zugutekommt, gibt mir das ein gutes Gefühl.“ Ab und zu bekommt Leon über die App eine Push Notification. Zum Beispiel, wenn es in der Nähe ein Projekt gibt, bei dem noch Freiwillige gesucht werden. So hat er Anfang Oktober ganz spontan an der Eisbachwelle bei der Aktion CleanUp Day München mitgemacht und mit anderen Ehrenamtlern am Wochenende Müll gesammelt. „In seiner Lebenszeit sollte man möglichst viele andere Menschen glücklich machen. Wenn man irgendwann mal geht, hat man dazu beigetragen, dass die Welt ein besserer Platz als vorher ist“, sagt Leon über seine Motivation zum Ehrenamt.

Dass in Bayern so viele Menschen ehrenamtlich anpacken, freut auch den CSU-Abgeordneten Steffen Vogel ganz besonders. Als Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Aktive Bürgergesellschaft & Ehrenamt“ setzt er sich im Landtag für das Ehrenamt ein und hat schon viele Projekte auf die Beine gestellt.

 

Ehrenamtskarte – Förderung von Vereinen – Überbrückungshilfen: Der Freistaat packt an!

 

Der Freistaat unterstützt Ehrenamtliche in vielen Bereichen. Aus der Fraktionsinitiative zum Haushalt 2021 gab es insgesamt 900.000 Euro Unterstützung für das Ehrenamt. Ein Dankeschön für außergewöhnliches Engagement ist die Ehrenamtskarte, mit der engagierte Bürgerinnen und Bürger Vergünstigungen für Geschäfte, Hotels, Museen und viele andere Einrichtungen bekommen. Mittlerweile machen rund 4.000 Akzeptanzpartner und 30 Unternehmen, Händler, Shops und Marken mit. Über 200.000 Ehrenamtskarten wurden bereits ausgestellt. Eine Übersicht über alle Vorteile für Ehrenamtliche hat der Freistaat Bayern auf der Website www.ehrenamt.bayern.de zusammengestellt. Dort sind auch Anlaufstellen und Ansprechpartner genannt, wenn man sich für ein Ehrenamt interessiert. Infos gibt es außerdem zur Ehrenamtsversicherung und zum Bayerischen Innovationspreis Ehrenamt, bei dem es in zwei Kategorien bis zu 10.000 Euro zu gewinnen gibt.

Zusätzlich fördert der Freistaat Vereine über verschiedene Programme direkt. Förderungen gibt es beispielsweise für Fortbildungen, Jugendarbeit oder für Investitionen. Mit dem VereinsWiki www.vereinswiki.info steht eine Online-Plattform zu relevanten Themen der Vereinsarbeit zur Verfügung. Auch von den Corona-Überbrückungshilfen können Vereine profitieren. „Mein größtes Anliegen ist es, alles zu tun, um das Ehrenamt nach der Pandemie wieder in Schwung zu bringen. Der Verlust von Vereinen und Vereinskultur bedeutet gerade im ländlichen Raum, dass viele Freizeitangebote verloren gehen“, so Steffen Vogel.

Auch die beiden letsact-Gründer Ludwig und Paul tüfteln weiter daran, mithilfe digitaler Technik das Ehrenamt in der Gesellschaft noch attraktiver zu machen: „Was wäre, wenn sich nicht nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmen für die Gesellschaft einsetzen würden?“ Denn auch von Firmen wird zunehmend erwartet, sich stärker ihrer sozialen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft anzunehmen. Nach dem Vorbild der letsact-App ist deswegen die kostenlose Online-Plattform joinlets.de entstanden. Damit können Firmen Freiwilligenarbeit gezielter finden und ihr Mitarbeiterengagement einfacher organisieren. Corporate Volunteering führt zu einem stärkeren Teamzusammenhalt und zu besseren sozialen Kompetenzen im Unternehmen. Gleichzeitig profitieren soziale Organisationen von dem Know-how der Mitarbeiter aus den Unternehmen. „So haben alle etwas davon. Ehrenamt heißt für uns, gemeinsam die Welt ein Stückchen besser machen“, sagen Ludwig und Paul.

 

„Was in Bayern täglich ehrenamtlich geleistet wird, ist wirklich grosse Spitzenklasse!“

 





Auch für Steffen Vogel bedeutet Ehrenamt, der Gesellschaft etwas zurückzugeben: „Wir alle sind Teil dieser Gesellschaft und ohne Ehrenamt wäre diese kaum denkbar. Was hier täglich geleistet wird, ist wirklich große Spitzenklasse! Denjenigen, die noch nicht aktiv sind oder noch aktiv werden möchten, kann ich nur empfehlen, den nächsten für sie passenden Verein anzusprechen. Ehrenamtliches Engagement bereichert nicht nur die Gesellschaft, sondern auch jeden persönlich.“ Beispiele wie die Homepage www.ehrenamt.bayern.de und die App letsact zeigen: Die Hürde zum Ehrenamt ist eigentlich nicht groß, sondern oft nur einen Klick entfernt.

Steffen Vogel, MdL
Steffen Vogel, MdL, ist in seiner Freizeit viel ehrenamtlich unterwegs: Bei der Freiwilligen Feuerwehr, als Justiziar beim Roten Kreuz, bei der Kreisgruppe des Bayerischen Jagdverbands und bei der Caritas.
@Abgeordnetenbüro Steffen Vogel



Weitere Informationen zum Thema:

Wo kann ich mich in Bayern ehrenamtlich engagieren? Wie finde ich die richtigen Ansprechpartner? Welche Vorteile bringt mir die Ehrenamtskarte? Der Freistaat Bayern hat auf der Homepage www.ehrenamt.bayern.de alle Infos zum Thema Ehrenamt zusammengestellt.

Einblick in den kinderkram-Laden des Sozialdienstes katholischer Frauen: Video "Ein Knopf im kinderkram-Laden"

 

Bildquelle Header: letsact