Sind Heimat und Hightech ein Widerspruch? Die Antwort lautet: Nein. Hightech hat in unserer Heimat Bayern Tradition! Vor allem seit Beginn der industriellen Revolution erleben die Menschen hierzulande enorme technische Fortschritte. Schlaue Köpfe haben in Bayern seither viel ermöglicht – ein inzwischen historisches Beispiel ist die erste deutsche Eisenbahnstrecke von Nürnberg nach Fürth 1835. Jede einzelne technische Neuerung brachte den Menschen Vorteile, aber stets gab es auch Skeptiker – auch das hat Tradition.
Unsere Generation hat in einem solch rasanten Tempo technologische Entwicklungen erlebt wie noch keine Generation vor ihr. Als ich vor fast 30 Jahren mein erstes Handy genutzt habe, hätte ich es selbst nicht für möglich gehalten, was diese kleinen Geräte nur wenige Jahre später bewerkstelligen können. Dinge, die ich als Innovation kennenlernen durfte – etwa den Videorekorder – kennen unsere Kinder schon gar nicht mehr oder belächeln sie als höchst altmodisch. Sie waren aber dennoch in vielen Fällen Ausgangspunkt weiterer Forschungen.
Unsere bayerischen Universitäten und Forschungsinstitute spielen bei der Entwicklung von Innovationen seit vielen Jahrzehnten eine wichtige Rolle: So wurde in den 1980er-Jahren das MP3-Format unter anderem am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen sowie an der FAU Erlangen-Nürnberg entwickelt. Prof. Reinhard Genzel, Preisträger des Physik-Nobelpreises 2020, forscht am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching. All das ist Spitzenforschung „Made in Bavaria“!
Bayern im harten globalen Innovationswettbewerb auch weiterhin einen Spitzenplatz zu sichern, hat auch die im Oktober 2019 gestartete Hightech Agenda zum Ziel. Investitionen in Forschung und Innovation, in Digitalisierung, Robotik, Medizintechnik, Künstliche Intelligenz, Raumfahrt oder Quantencomputing ermöglichen es, dass Bayern weltweit ganz vorne mit dabei ist und die weltbesten Wissenschaftler hier arbeiten wollen. Zugleich werden Unternehmensgründungen vereinfacht, Spitzenforschungszentren aufgebaut und der Mittelstand gefördert. Auch um beim Klimaschutz voranzukommen, müssen wir Forschung und Innovation einen weiteren deutlichen Schub geben.
Klar ist: Nur mit neuen Produkten, Verfahren und Dienstleistungen können sich auch die bayerischen Unternehmen immer wieder neu erfinden und sich auf den stets wandelnden globalen Märkten erfolgreich behaupten. Wie schnell all das noch wichtiger wurde, hat uns die Corona-Pandemie gezeigt. Jetzt sehen wir, wie wichtig es ist, Hightech „daheim“ zu entwickeln. Die Hightech Agenda Plus, also die Entscheidung, Investitionen vorzuziehen und zu beschleunigen, war daher für den Freistaat Bayern ein logischer und wichtiger Schritt. Die Ballungszentren und der ländliche Raum profitieren dabei gleichermaßen – immer auch mit dem Ziel, schneller aus der Krise zu kommen.
Generell hat sich eines in der Entwicklung Bayerns zum Hightech-Land nicht geändert: Auch jetzt geht es darum, die Menschen mitzunehmen und ihnen Vorteile, Chancen und Risiken zu erklären, die Innovationen für das tägliche Leben bringen. In der zwölften HERZKAMMER-Ausgabe finden Sie dafür zahlreiche Beispiele: Vom Einsatz Künstlicher Intelligenz im Gesundheits- und Pflegebereich über Möglichkeiten für die Arbeitswelt der Zukunft bis hin zu Chancen der Digitalisierung für Menschen in Entwicklungsländern. Immer gilt: Lassen Sie uns aufgeschlossen und neugierig gegenüber Neuerungen bleiben, denn Hightech und Heimat sind gerade bei uns in Bayern ein gut eingespieltes Team. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und Entdecken!
Bilder: (Porträt) Judith Haeusler; Raul Taciu - graphicburger.com, Technology vector created by freepik - www.freepik.com