Tourismus
Tourismus-Vielfalt in Bayern: Von Städte-Trips, Wein-Reisen und Wellness-Kuren

26.251 Quadratkilometer Naturparks, mehr als 1.600 Seen oder Seengruppen, zahlreiche historische Städte, Schlösser und kulturelle Angebote locken jährlich über 60 Millionen Gäste aus dem In- und Ausland in den Freistaat. Durchschnittlich 3 Tage bleibt ein Gast in Bayern. Bauernhof-Fans kommen in Bayern ebenso auf ihre Kosten wie Aktivurlauber, Ruhesuchende oder Genuss-Urlauber. Die Mischung aus Natur, Kultur, lebendigen Städten und faszinierenden Landschaften macht Bayern zu einer der beliebtesten Urlaubsregionen in Deutschland.

 

„In Bayern legen wir großen Wert auf familienfreundliche Angebote. Gleichzeitig kommt bei uns aber auch der Kosmopolit voll auf seine Kosten: Ob in Form von einem Besuch der Weltkulturerbe-Stadt Regensburg, der Bayreuther Festspiele oder der Weltstadt München“, so Klaus Stöttner, tourismuspolitischer Sprecher der CSU im Landtag.

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Klaus Stöttner, Tourismusexperte der CSU im Landtag
@Tourismusverband München/Oberbayern

In den vergangenen Jahren wurde viel investiert: in touristische Infrastrukturen, Dorferneuerung, oder auch neue kultureller Leuchttürme wie das Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg. 2020 dann der Einschnitt – die Corona-Pandemie hat die Welt im Griff und erhebliche Auswirkungen für den Tourismus. Das im Mai dieses Jahres auf den Weg gebrachte bayerische Tourismusprogramm zieht Lehren aus Corona und soll die Branche stärken und zukunftsfest machen. „Schwerpunkte sind Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit und Digitalisierung“, so Stöttner.

Was Corona auch bewirkt hat: dass das Urlaubsglück nah liegen kann. „Der Trend zu heimat- und naturnahen Urlauben kommt dem Freistaat mit seinen vielfältigen Angeboten zugute. Das ist ein Potenzial, das wir in den kommenden Jahren für Bayern ausschöpfen können“, so Stöttner.

Naturschutz und Nachhaltigkeit spielen auch im Tourismus eine immer größere Rolle. Für die Alpenregion beispielsweise gibt es eine Zukunftsstrategie, die genau das erreichen soll: Unter dem Motto schützen und nützen will man einerseits die Einzigartigkeit des Natur- und Kulturraums erhalten und andererseits den Wirtschaftsstandort stärken.

Landtagspräsidentin Ilse Aigner hat in ihrer Zeit als Bayerische Wirtschaftsministerin dieses Projekt vorangetrieben. „Damit reagieren wir auf Megatrends wie globaler Wettbewerb, Klimawandel, Energiewende oder Verkehrsverdichtung, die den bayerischen Alpenraum in ganz besonderem Maß beanspruchen“, so Aigner. „Ein wichtiger Baustein ist die Zusammenarbeit mit den Nachbarländern. Die bayerische Alpenstrategie geht Hand in Hand mit der EU-Strategie für den Alpenraum.“

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Landtagspräsidentin Ilse Aigner
@steffen-leiprecht.de; Yvonne Coulin

Eine der größten Herausforderungen ist dabei die Infrastruktur. Ziel ist, Touristenströme zu kanalisieren und damit auch die Anwohner vor zu hoher Belastung beispielsweise durch Verkehr zu schützen. Aigner: „Digitale Leitsysteme und Apps für Tagestouristen sowie ein noch besser vernetzter öffentlicher Nahverkehr sind mögliche Lösungen.“ Seit 2020 gibt es zum Beispiel den „Ausflugsticker“ - eine App, die dem Nutzer einen guten Überblick über die touristischen Angebote in Bayern gibt und gleichzeitig „live“ vor überlaufenen Hotspots warnt und Alternativen anbietet.

Wie sieht die Situation in den Städten aus?

 

„Corona hat große bayerische Städte wie Nürnberg stark getroffen und meiner Einschätzung nach werden wir uns nicht so schnell erholen wie die Regionen“, sagt Yvonne Coulin, Geschäftsführerin der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg. Nürnberg ist in erster Linie eine Business-Destination: 70 Prozent der Übernachtungen sind Geschäftsreisende, Kongress-, Messen- und Tagungsgäste. Nur circa 30 Prozent der touristischen Gäste sind klassische Städtereisende. „Aufgrund der Pandemie und ihrer Auswirkungen, wie beispielsweise mehr digitale Formate, brechen die klassischen Business-Segmente weg. Darauf müssen sich besonders die Städte einstellen, die von diesem Segment leben. Wir glauben, dass sich der Bereich erholen wird, aber das wird dauern. Gleichzeitig müssen wir mittelfristig schauen, wie sich Städte touristisch weiterentwickeln und attraktiv bleiben.“

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Yvonne Coulin, Geschäftsführerin der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg
@Ute Wünsch

In Zeiten von Corona war und ist die Tourismus-Zentrale Nürnberg Ansprechpartner sowohl für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt, für Menschen aus der Region und für Besucher, die von weiter hergekommen sind. Yvonne Coulin unterscheidet deshalb auch gar nicht zwischen „Touristen“ und „Einheimischen“, sondern spricht lieber von Besuchern. „Wenn jemand aus einem Vorort mit der S-Bahn in die Innenstadt fährt, ist das ja auch ein Besucher seiner eigenen Stadt.“

Die Ideen und Kampagnen, die Coulin mit ihrem Team entwickelt, sollen deshalb für alle da sein – für Nürnberger und Nicht-Nürnberger. So wie die #Stadtglück-Kampagne, die unter dem Motto "Alles dreht sich um Dich - Erlebe #Stadtglück-Momente in Nürnberg" die unterschiedlichen und spannenden Seiten Nürnbergs in den Blick nimmt - grüne Oasen in der Stadt, besondere Entdeckungstouren oder ausgefallene Kulinarik.

Die Nürnberger „City Werkstatt“ ist ein weiteres aktuelles Projekt - eine gemeinsame Initiative des Wirtschaftsreferats der Stadt Nürnberg mit der Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken (IHK). Die Altstadt in Nürnberg mit der Burg und den Fachwerkhäusern ist bekannt, aber es gibt einige Ecken in der Stadt, die es sich lohnt neu zu entdecken. Darauf will man künftig mit einer digitalen Kampagne aufmerksam machen und Geschichten über verschiedene Quartiere in der Innenstadt lebendig werden lassen. Das Quartier „Weinmarkt“ macht den Start und ist im Juli online gegangen, weitere Viertel folgen.

Die Stadt für alle Besucher zu einem besonderen Erlebnis zu machen, das ist Yvonne Coulins Ziel: „Wir brauchen keine Strategien, die einmal zünden und dann wieder erlöschen. Wir wollen die Menschen nachhaltig für Nürnberg und seine Vielfalt begeistern. Lebendige Stadt – das ist eben nicht nur Einkaufen oder Kaffee trinken. Zu sehen und zu erleben, wie sich die Stadt entwickelt, wo überall Neues und Spannendes entsteht – das schafft eine besondere Verbindung mit der Stadt und den Menschen.“

Der enge Austausch mit Vertretern unterschiedlicher Branchen, mit Künstlern, Ladenbesitzern, Hoteliers, ist der Schlüssel zum Erfolg dieser Ideen. „Dieses Miteinander bringt uns voran“, betont Coulin: „Und wenn uns Corona etwas gezeigt hat, dann das: Man muss Dinge auch einfach probieren. Es wird nicht alles klappen, aber wenn 80 Prozent davon klappt und dann bleibt, dann ist alles in Ordnung.“

Einfach machen – das ist auch das Motto von Michaela Meintzinger. Sie betreibt mit ihrem Mann und ihren Kindern ein Weingut und ein Hotel in Frickenhausen.

Durch den Fokus auf Privatkunden sind die Meintzingers recht gut durch die Corona-Krise gekommen, denn Weinabholung oder Bestellung via Online-Shop war auch während der Lockdown-Zeit möglich. Den Lockdown haben sie - wie viele Betriebe - genutzt, um zu renovieren. Im zweiten Lockdown hat Michaela Meintzinger dann ihr Haus für Geschäftsreisende geöffnet: „Wir sind vom Preis extrem runtergegangen. So konnten dann zum Beispiel auch Monteure im Hotel übernachten, weil in der Zeit in der Gegend viel gebaut worden ist. Damit war Leben in der Bude, denn das Schlimmste ist, wenn Zimmer längere Zeit leer stehen“, so Meintzinger.

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Unternehmerin Michaela Meintzinger aus Frickenhausen
@Conny Griebel und Michl Koch

Bei den Meintzingers können Gäste direkt im Weinberg schlafen, beim Weinanbau über die Schulter schauen und natürlich beste Weine aus der Region vor Ort genießen – und das naturnah und nachhaltig. „Frickenhausen verträgt nur einen sanften Tourismus“, so Michaela Meintzinger. „Nachhaltigkeit spielt bei uns eine ganz große Rolle, auch bei unseren Weinen haben wir schon lange auf Bio umgestellt.“

In den vergangenen 10 Jahren hat sich hinsichtlich des Genuss- und Weintourismus viel getan. Auch durch die Senkung der Mehrwertsteuer für Hotelbetriebe wurde viel investiert oder zeitgemäß umgebaut.

Eine große Rolle spielen auch hier Netzwerke vor Ort: „Du brauchst einfach auch starke Partner neben dir. Wir waren schon immer ein Betrieb, der sehr gerne Erfahrungen austauscht. Und wenn wir ausgebucht sind, dann empfehle ich gerne auch andere Betriebe in der Umgebung weiter und umgekehrt.“ Die Meintzingers sind beispielsweise Mitglied der Winzer-Gemeinschaft Frank & Frei, machen gemeinsam Aktionen, um den eigenen Wein zu promoten. „Wenn ein Nachbarbetrieb was von mir wissen will, dann darf er kommen, ich sag ihm alles. Nur dadurch profitieren wir, man unterstützt sich gegenseitig.“

Wie sind denn die typischen Gäste des Weinguts Meintzinger so? „Wir sind eher so Turnschuh-Typen“, so Meintzinger. Und die sprechen sie auch an: „egal welches Alter, aber lässig.“ Die Meintzingers gehen mit der Zeit und das gilt auch für ihren Betrieb: „Alle zwei Jahre haben wir hier Baustelle und machen Dinge neu, setzen Ideen um. Wir ruhen uns nicht aus, sondern haben ständig neue Ideen, sind innovativ. Und das schätzen auch unsere Gäste.“ Inzwischen arbeiten auch die Kinder der Meintzingers mit im Unternehmen. Um Nachwuchs im Betrieb braucht sich Michaela Meintzinger auch generell nicht zu sorgen: es gibt eine ganze Warteliste von Bewerbern. Der Erfolg und die Atmosphäre des Betriebs sprechen für sich und das spricht sich herum.

Nicht nur Nachhaltigkeit, auch Wellness und Gesundheit spiegeln sich in aktuellen Tourismustrends wider. „Gesundheit ist zur Säule eines bewussten Lebensstils geworden. Themen wie gesunde Ernährung, Fitness und gesunde Lebensführung nehmen eine immer wichtigere Rolle im Leben ein. Dieser Trend gewinnt seit Jahren an Bedeutung und das sehen wir auch im Tourismus“, so Klaus Holetschek, Bayerischer Gesundheitsminister und ehemaliger Vorsitzender des Bayerischen Heilbäder-Verbands und des Kneipp-Bunds e.V.. 

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Bayerischer Gesundheitsminister Klaus Holetschek
@Roland Schraut

Unter der Marke „Gesundes Bayern“ präsentieren sich die bayerischen Heilbäder und Kurorte mit attraktiven, qualitativ hochwertigen und ganzheitlichen Gesundheitsprogrammen. „Die Marke steht für höchste Gesundheitskompetenz in bayerischer Urlaubsqualität“, so Holetschek. Es lohne sich für den einzelnen Ort, mit seinem hochwertigen Angebot Teil der Marke zu sein. Und die Endkunden profitieren auch, denn das Markendach bietet ihnen Überblick und Transparenz über das Angebot der Orte und ein Qualitätsversprechen für hochwertige zertifizierte Gesundheitsleistungen.“

Wer also etwas für seine Gesundheit tun will, muss nicht zum Ayurveda-Ressort nach Bali fliegen. In den ländlichen Regionen Bayerns gibt es 47 Heilbäder und Kurorte mit regionalen Heilmitteln aus der Natur, wie Heilwasser, Sole, Moor und gesunde Luft.

 

Links zum Beitrag:

Die AG Tourismus der CSU im Landtag

https://www.deutsche-alpenstrasse.de/de/startseite

https://www.adac.de/der-adac/regionalclubs/nordbayern/freizeit-tourismus/tourismuspreis-bayern/

https://weingut-meintzinger.de/

https://www.gesundes-bayern.de/

https://nuernberg.travel/stadtglueck

https://nuernberg.travel/stadtquartiere

 

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